Helge Baumann
Diplom-Mathematiker, IT-Consultant
Zum Bildungsweg:
Was haben Sie wo studiert?
Mathmatik, Diplom (WS 92/93 bis WS 97/98) und Promotion (SoSe 1998 bis WS 2000/01) an der Universität Hamburg.
Mein Studienschwerpunkt war die so genannte angewandte Mathematik, speziell Optimierung. Meine Diplom- und Doktorarbeit habe ich im Bereich der optimalen Steuerung geschrieben.
Haben Sie Praktika gemacht?
Längerdauernde Berufspraktika habe ich nicht absolviert.
Ich habe zu Beginn des Studiums ein dreiwöchiges Praktikum in einer IT-Abteilung einer Firma gemacht. Es war ein interessanter Einblick in die damalige Organisation einer IT-Abteilung, aber für echte Berufserfahrung zu kurz.
Umgekehrt hatte ich im Beruf mit Praktikanten zu tun. Daraus habe ich gelernt, dass ein mehrmonatiger Einsatz für beide Seiten, Praktikant und Firma, gewinnbringend sein kann. Diese Praktikanten hatten in ihrer Studienordnung aber auch die Notwendigkeit zu solch langen Praktika. Deshalb ist beim Mathematikstudium abzuwägen zwischen einem großen Praktikum und einer kürzeren Studiendauer und damit einem früheren Berufseinstieg.
Gingen Sie anderen Nebentätigkeiten nach, die sich später vielleicht als relevant für die Berufswelt erwiesen haben?
Vom dritten Semester an habe ich als studentische Hilfskraft in der IT des Fachbereichs Mathematik gearbeitet. Dort habe ich technische Grundlagen gelernt, die mir in der Berufswelt geholfen haben. Außerdem war es sehr vorteilhaft, dass ich einen Job mit Spaß mit der Notwendigkeit des Geldverdienens kombinieren konnte.
Warum haben Sie promoviert?
Zur Promotion hat mich veranlasst, dass ich mein interessantes Diplomthema ausführlicher und intensiver untersuchen konnte. Ich fand es verlockend, unabhängig von allen Studienplänen, Vorlesungen und Übungen selbständig Mathematik zu betreiben. Außerdem wollte ich das bisher gelernte fachliche Wissen einmal anwenden und mich nicht nur auf die erlernten sekundären Eigenschaften zurückziehen, siehe unten zum Thema "Soft Skills". Durch die Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter (halbe Stelle) war es möglich, mit dem Betreiben von Mathematik Geld zu verdienen.
Warum sind Sie nach der Promotion nicht in der Wissenschaft geblieben?
Ich hatte die Befürchtung mich bei einer wissenschaftlichen Tätigkeit zu sehr auf diesen Berufszweig festzulegen. Die Möglichkeiten für berufliche Stationen im außeruniversitären Bereich empfand ich als vielfältiger. Gerade Mathematikern, die sich im Allgemeinen sehr schnell in neue Aufgabenfelder einarbeiten können, stehen viele berufliche Möglichkeiten offen. Ich denke auch heute, dass dies für mich die richtige Entscheidung war.
Zum Berufsweg:
Wie sah Ihr bisheriger Berufsweg aus?
Rein formal habe ich die folgenden Anstellungsverhältnisse seit Verlassen der Universität durchlaufen:
- 2001-2006 System Engineer bei T-Systems GEI GmbH, Hamburg.
- Seit 2007 IT-Consultant bei der proALPHA Consulting AG in Ahrensburg.
Auf beiden Positionen hatte ich keine Personalverantwortung. Im Laufe der knapp sechs Jahre als System Engineer haben sich die Aufgabenfelder erweitert und verschoben, auch wenn dies nicht formal eine neue Stelle bedeutete. So habe ich angefangen als Projektmitarbeiter und habe später auch eine Teilprojektleitung übernommen. Anfangs habe ich bei Konzepten nur zu gearbeitet, später selbständig Konzepte erarbeitet.
Als Systems Engineer habe ich Software-Projekte durch alle Phasen begleitet, von der Anforderungsanalyse, Pflichtenheft, Design, Codierung, Test, Auslieferung, Schulung und Pflege (Hotline). Zudem war ich im Rahmen der Projektakquisition tätig.
Innerhalb der Softwareentwicklung ist die Codierung, also das Schreiben
von Programmen oder Programmteilen in einer Programmiersprache, nur ein
kleiner Teil des Aufgabenspektrums. Weitere wichtige Teile sind die
Definition und Abgrenzung, was alles zum Projekt in funktionaler,
technischer und zum Teil auch organisatorischer Hinsicht dazu gehört
(Pflichtenheft) sowie Festlegungen, wie die Funktionalität in Software
umgesetzt werden soll (Software-Design, Software-Architektur).
Wesentliche Tätigkeiten von mir waren funktionale Beschreibungen der zu
erstellenden Softwaresysteme, so dass sowohl der Kunde als auch die
eigenen Mitarbeiter verstehen, was gemeint ist. Viele Aufgaben wurden
dabei in Teamarbeit erledigt.
Zur Tätigkeit als IT-Consultant kann ich noch keine inhaltliche Aussage machen, da ich die Stelle erst so kurz inne habe.
Was hat Ihnen Ihr Mathematikstudium im Hinblick auf das spätere Berufsleben gebracht?
Ich denke, dass das Mathematikstudium sehr hilfreich für das Berufsleben
war, auch wenn ich seit 2001 praktisch nicht mehr auf fachliche
Mathematikkenntnisse zurückgreife. Ich nutze hingegen sehr die
sekundären Eigenschaften („Soft Skills“) eines Mathematikstudiums, zum
Beispiel sich präzise auszudrücken, komplexe Sachverhalte klar zu
strukturieren und darzustellen, selbständig zu arbeiten sowie sich zügig
in neue Themen und Aufgabenstellungen einzuarbeiten. Letztlich bleibt
uns so genannten Quereinsteigern nichts anderes übrig, als diese
Qualitäten auszuspielen.
Bemerken möchte ich noch, dass selbständiges Arbeiten nicht im
Widerspruch zu Teamfähigkeit steht. Teamfähigkeit ist eine wichtige
Eigenschaft, die, nach meiner Meinung, aber nicht sehr typisch für ein
Mathematikstudium ist. Viele Dinge muss man selber erlernen und
verstehen. Aber es ist sehr hilfreich sich auszutauschen. Deshalb sollte
man von der Möglichkeit von Arbeitsgruppen unbedingt Gebrauch machen.
Mir persönlich hat es sehr geholfen, dass ich gute Arbeitsgruppen
während des Studiums hatte, Kommilitonen mit denen ich mich gut
austauschen konnte.
Außerdem fand ich es im Nachhinein hilfreich Seminare gehalten zu haben– im Beruf kommt man meist nicht darum herum in der ein oder anderen Form etwas vorzutragen - und Seminarausarbeitungen zu erstellen. Letzteres war eine gute Vorbereitung für die Diplomarbeit. Die Diplomarbeit war eine gute Vorbereitung für das spätere Projektgeschäft.
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