Programm der Herbsttagung 2006
Mathematische Gesellschaft in Hamburg
zusammen mit dem
Fachbereich Mathematik der
Universität Hamburg
Streben nach Gewissheit und Vorhersage
Stochastik in Schule und
praktischer Anwendung
15.00 – 15.10 Uhr |
Begrüßung und Einführung |
15.10 – 16.00 Uhr |
K. Fraedrich / E. Kirk |
16.00 – 16.40 Uhr |
Kaffeepause |
16.40 – 17.30 Uhr |
Hartmut Rehlich (Materialien
zum Vortrag)
Anregungen
zum entdeckenden Lernen in der Schule |
17.40 – 18.30 Uhr |
Ralf Korn |
ca. 19.30 Uhr |
Nachsitzung im
Steigenberger Hotel Hamburg (Anmeldung bis 3. November 2006 erbeten). Für
das Essen wird ein Unkostenbeitrag von 25 EUR pro Person erhoben. |
9.30 –
10.20 Uhr |
Gerhard Hübner Warteschlangen und Kommunikations-Netze in der Schule |
10.30 – 11.10 Uhr |
Kaffeepause |
11.10 – 12.00 Uhr |
Michael Dellnitz |
um 13.30 Uhr |
„Auge in Auge mit den Giganten“: Besichtigung der
Container-Terminals der HHLA (Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG). Begrenzte
Teilnehmerzahl, daher Anmeldung bis 3. November 2006 erbeten;
Unkostenbeitrag 15,- EUR. Personalausweis oder Reisepass mitbringen! |
Klaus Fraedrich /
Edilbert Kirk
Universität Hamburg
Kürzestfrist
Stations-Vorhersage von Temperatur und Niederschlagswahrscheinlichkeit
Zwei statistische Kürzestfristprognose-Modelle
werden vorgestellt und angewandt auf Real-Zeit Wettervorhersagen: ein
multivariates Regressionsmodell (R-Modell) zur Vorhersage von Temperatur-Anomalien
und ein multivariates Regression-Markov Modell (M-Modell) zur Vorhersage von
Niederschlagswahrscheinlichkeiten. Folgende Vorhersage-Experimente für
europäische und australische Wetterstationen werden vorgestellt:
(i) Die Einzel-Stations Prognosen,
(ii) Fehler-minimierende Kombination von
unabhängigen Prognosen numerischer und statistischer Modelle,
(iii) Prognose-Präsentation durch geeignete
Interpolationstechniken.
Das führt zu einem operationellen Wetter-Prognose
System für Temperaturanomalien und Niederschlagswahrscheinlichkeiten (6 bis 24
Stunden). Diese Methoden haben ein Potential für zukünftige Anwendungen im
operationellen Dienst.
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Hartmut Rehlich
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zur Konstruktion extremaler „Efron-Würfel-Sets“ –
Anregungen zum entdeckenden
Lernen in der Schule
Das von Bradley Efron
angegebene Set aus vier „kuriosen Würfeln“ (es gibt zu jedem einen im stochastischen
Sinne besseren) ist in dem Sinne extremal, dass die kleinste Gewinnwahrscheinlichkeit
in der sich ergebenden nicht transitiven ringförmigen Struktur durch keine
andere Beschriftung der Würfelseiten überboten werden kann. Lässt man jedoch
auch „n-seitige Würfel“ (etwa Glücksräder) und Sets aus mehr als vier Würfeln
zu, so kann man z.B. Sets mit jeweils höherer Gewinnwahrscheinlichkeit an der
schwächsten Stelle konstruieren. Durch die vorgenommene Verallgemeinerung
ergibt sich eine ganze Reihe interessanter Fragen zu in verschiedenem Sinne
extremalen Strukturen.
Um deutlich werden zu
lassen, dass das Thema für einen genetisch orientierten Schulunterricht
geeignet ist, orientiert sich der inhaltliche Aufbau des Vortrags nicht vor
allem an „darstellungsökonomischen Aspekten“ sondern eher an heuristischen
Gesichtspunkten. Dadurch soll insbesondere deutlich werden, dass die genaue
Betrachtung anschaulicher Musterbeispiele und „spielerisches Hantieren mit
Vorstellungsobjekten“ in verschiedenen Repräsentationen (insbesondere in
einer Graphen-Darstellung) zur selbständigen Entdeckung verschiedener allgemeinerer
Zusammenhänge führen können.
Dabei erweisen sich auch der
bekannte Satz, dass die kleinste vorkommende Gewinnwahrscheinlichkeit in einem
„allgemeinen Efron-Ring“ nicht höher als 75% sein kann und Zusammenhänge zum
Goldenen Schnitt als unmittelbar der Anschauung zugänglich. Zusätzlich wird auf
eine Reihe weiterführender Fragen hingewiesen.
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Ralf Korn
Universität Kaiserslautern
Stochastik an der Börse
Kaum ein Phänomen gilt
landläufig so als Synonym für Unsicherheit wie Aktienkurse. Ihre Vorhersage
erscheint unmöglich und trotzdem müssen Abschätzungen für eingegangene Risiken
und Preise für Verträge, die unsichere Zahlungen beinhalten, berechnet werden.
In dem Vortrag werden einige einfache Prinzipien der Finanzmathematik mit
Anwendungen in der Optionsbewertung und der Portfolio-Optimierung angegeben.
Gleichzeitig wird gezeigt werden, wie sich die Finanzmathematik zu einem der
populärsten Felder der Stochastik der letzten Jahrzehnte entwickelt hat und
wie diese teils sehr anspruchsvollen Methoden in der Praxis umgesetzt werden.
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Gerhard Hübner
Universität Hamburg
Warteschlangen und Kommunikations-Netze in der Schule
Es wird dabei der Versuch
unternommen, auch denen, die sich bisher noch nicht mit diesen Fragestellungen
beschäftigt haben, exemplarisch einen Eindruck von den – relativ geringen –
benötigten Fertigkeiten und von den wesentlichen Schritten zur Modellierung und
Lösung solcher Probleme zu vermitteln. Es werden aber auch die Grenzen des vorgeschlagenen
Zugangs und die zusätzlichen Hilfsmittel bei einer genaueren Betrachtungsweise
und vertieften Problemstellung aufgezeigt.
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Michael Dellnitz
Universität Paderborn
Per Anhalter durch das Sonnensystem – Mathematik in der Raumfahrt
Der Designer einer
Raumfahrtmission berücksichtigt beim Entwurf der Flugbahn im Wesentlichen zwei
Kriterien. Einerseits soll die Flugzeit möglichst kurz, andererseits soll auch
der Energieverbrauch des Raumfahrzeugs möglichst gering gehalten werden. Bei
unbemannten Missionen steht in der Regel der Energieverbrauch im Vordergrund,
insbesondere da mit dessen Reduzierung eine Erhöhung der möglichen Nutzlast
verbunden ist.
In diesem Vortrag wird
dargestellt, auf welche Weise mathematische Methoden der Dynamischen Systeme genutzt werden können, um eine
Raumfahrtmission energetisch effizient zu gestalten. Die wesentliche Idee
besteht darin, zum Auffinden einer geeigneten Flugbahn nicht nur das Zweikörperproblem
(Keplerproblem) heranzuziehen, sondern auch auf Modelle zurückzugreifen, die
in dynamischer Hinsicht wesentlich komplexere Bewegungen erlauben. In diesen
Modellen können nämlich Trajektorien identifiziert werden, entlang derer sich
ein Raumfahrzeug im Prinzip ohne jeglichen energetischen Aufwand im Sonnensystem
von einem Ort zu einem anderen bewegen kann. Die NASA spricht in diesem
Zusammenhang von Interplanetary Highways.
Neben der Erläuterung des mathematischen Hintergrundes wird dieses Konzept im
Vortrag auch anhand der NASA-Mission GENESIS erläutert werden.
Auch Asteroiden bewegen sich auf den Interplanetary Highways innerhalb
unseres Sonnensystems. Die damit verbundenen Transportphänomene können
ebenfalls mit Hilfe mathematischer Methoden aus dem Bereich der Dynamischen Systeme analysiert werden.
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„Auge in Auge mit
den Giganten“
Besichtigung der
Container-Terminals der HHLA
(Hamburger Hafen-
und Lagerhaus AG).
Abfahrt um 13.30 Uhr an der
Haltestelle Vorsetzen, Überseebrücke. Unkostenbeitrag: 15,- EUR, Dauer der Fahrt: 3 Stunden.
Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis 3. November 2006
erbeten.
Sicherheitshinweise: Unbedingt Personalausweis
mitbringen! Als Gepäck sind nur Handtaschen und kleinere Rucksäcke gestattet.